Freitag, 29. Juli 2016

Namibia: Reisevorbereitungen

Prolog:

Neues Jahr, neues Glück oder eben eine neue Reise!
Nun ist bereits eine Weile seit unserem Abenteuer in Island vergangen. (Bericht unter dem Island-Reiter) Tatsächlich hatte ich bereits vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen eines anderen Unterfangens begonnen: Namibia! Zugegeben, ich besuchte das Land bereits 2011, doch wollte ich unbedingt als Selbstfahrer zurückkehren. Da schob sich prompt dieses wirsche und doch so faszinierende Eiland aus dem Norden, das nach der EM als Reisedestination umso beliebter scheint, mit ihren sympathischen Bewohnern dazwischen. Vermissen möchte ich es nicht!
Aber zurück zum Thema: Dieses Mal berichte ich ab dem 7. August - wenn es das "WiFi" zulässt - aus der Wüste bzw. Steppe. Wie gewohnt, möchte ich aber zuerst einige interessante Informationen teilen, u.a. wieso es fast zwei Jahre der Planung in Anspruch genommen hat.

Planung:

Zwei Jahre?! Ja, das hört sich nach unverschämt viel an. Es ist auch nicht so, dass ich permanent daran gearbeitet hätte, dennoch gibt es gute Gründe ein solches Vorhaben frühzeitig zu arrangieren. Beginnt man nämlich erst ein Jahr im Voraus und sucht sich dann die schönen Unterkünfte heraus, kann es passieren, dass diese bereits ausgebucht sind. Um ehrlich zu sein, in der Regenzeit (November bis März) funktioniert dies wahrscheinlich noch, nicht so aber von Mai bis September. Wenn ihr im Juli oder August nach Namibia reisen wollt, dann solltet ihr vorausschauend handeln. Zu dieser Zeit sind nicht nur in Deutschland Schulferien, auch die Südafrikaner strömen in Scharen in das Land der Namib. Dementsprechend belegt sind die tollen Hotels und Lodges.
An diesem Punkt muss ein jeder sich auch über die Art des Reisens entscheiden. In der Schweiz und in Deutschland existieren zahlreiche Anbieter von Pauschalreisen. Von der geführten Tour, über das Selbstfahrerangebot, bis hin zur Flugsafari bieten die Veranstalter eine Fülle an Möglichkeiten. Eventuell ist es gar keine schlechte Idee, sich beim ersten Mal im Land von einem Guide herumführen zu lassen, um dabei Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.
Nach meinem letzten Trip bin ich jedoch zur Überzeugung gelangt, dass Namibia ein hervorragendes Selbstfahrerland ist, weshalb ich in den nachfolgenden Zeilen auch auf diese Variante eingehe.

Zeit und Ort

Namibia besitzt die 2.3-fache Fläche von Deutschland. Der Faktor Zeit beruht somit auf der Routenwahl. Wer das komplette Land befahren möchte, benötigt dafür mindestens vier Wochen. Deshalb wählen die meisten Leute entweder den nördlichen oder den südlichen Teil der Republik aus. Das Zentrum lässt sich jeweils mit beiden Optionen verbinden. Für den Süden, inklusive Zentral-Namibia und Ethosha Nationalpark, empfehle ich drei Wochen einzurechnen, für das Zentrum und den Norden (ohne Caprivi-Zipfel) reichen deren zwei. Achtet beim Entwerfen eurer Pläne unbedingt auf die Fahrkilometer! Natürlich zwingen die Dimensionen des Staates einen zu längeren Etappen, aber ich glaube, niemand möchte die prächtige Landschaft acht Stunden lang vom Auto aus geniessen. Maximal 300 Kilometer pro Tag genügen völlig.

Route und Unterkünfte

Im Internet zu recherchieren lohnt sich. Diese zwei Homepages haben mir persönlich beim Organisieren sehr geholfen: Namibia Reiseführer und Portal und Info-Namibia. Auch die Seite des "Namibia-Tourism Board" Namibia Tourismus ist einen Blick wert. Auf den genannten Online-Plattformen findet der Suchende Sehenswürdigkeiten und jeweils die passende Lodge dazu und im Namibia-Forum beantworten erfahrene Reisende die Fragen von Neulingen und Neugierigen.
Zu Hause erfolgt die Routenplanung oft mit Google-Maps. Vor Ort zeigt sich aber eine gute Strassenkarte als unabdingbar - auch ein Navi ersetzt diese nicht ganz. Mit Abstand die beste in ihrer Kategorie ist die Karte von tracks4africa, zu bestellen unter: Tracks4Africa. Sie hat mich durch ihre Robustheit überzeugt. Zudem werden an allen Strecken die Reisezeiten angegeben und die Strassen werden regelmässig von der Tracks4Africa Community abgefahren.
Viele Lodges stellen auch Campingplätze zur Verfügung. Wer Natur pur sucht und den Geldbeutel schonen will, dem bietet sich auch hier eine passable Alternative. 
Nach der gesamten Planung habe ich meine Vorschläge - Auto, Route und Übernachtungsmöglichkeiten - den Profis von Karawane Reisen unterbreitet, weil mir der administrative Aufwand, alle Lodges einzeln anzuschreiben, einfach zu gross gewesen wäre. Die Spezialisten konnten fast alle Wünsche berücksichtigen und haben ansonsten immer für adäquaten Ersatz gesorgt.

Anreise:

Für die Hin- bzw. Rückreise von der Schweiz bestehen im Grunde zwei Routen. Die eine startet in Frankfurt, von wo man anschliessend mit Air Namibia per Direktflug nach Windhoek gelangt und die zweite führt von Zürich (Kloten) über Johannesburg (SA) mit Swiss ebenfalls in die Hauptstadt Namibias. Über den Unterschied bezüglich des Komforts der beiden Fluggesellschaften kann ich nichts sagen. Wenn Frankfurt nahe genug liegt (in knapp 3h ab Basel per ICE erreichbar), reduziert sich die Reisezeit um zwei Stunden gegenüber der Variante mit Swiss, zusätzlich wird das Portemonnaie nicht überstrapaziert. Swiss nimmt es von den Lebenden und verlangt für beide Wege 500 - 600 Franken mehr pro Passagier.
Das Freigepäckgewicht beträgt 23kg und darüber hinaus darf jeder Fluggast 8kg Handgepäck mitnehmen (gilt für Economy).

Mietwagen:

Am internationalen Flughafen sind fast alle bekannten Mietwagenagenturen wie Avis, Hertz und Europcar vertreten. In der Hochsaison empfiehlt es sich trotzdem das gewünschte Fahrzeug im Voraus zu buchen. Da Karawane Reisen unsere Buchung erledigte, bekamen wir ein 4x4 Fahrzeug von Europcar zugewiesen. In der Stadt Windhoek preisen auch lokale Vermieter, welche z.T. einen sehr guten Ruf geniessen, ihre Wagen an. An der Diskussion, wer nun den besseren Service bietet, lokal oder global, scheiden sich die Geister. Wie immer gibt es Vor- und Nachteile. Die kleineren Anbieter besitzen keinen Stand am Airport, stattdessen holen sie den Kunden ab. Die grossen sind zwar vor Ort, dafür wird oft ein ungenügender Dienst bei Problemen bemängelt. Wir werden sehen. In Island gab es an Europcar nichts zu kritisieren. Egal von welcher Firma ihr euer Mobil entgegen nehmt, kontrolliert die Reifen, das Vorhandensein eines Wagenhebers und das Gefährt auf allgemeine Fahrtüchtigkeit (Elektronik etc.)!
Viele Teile des Landes sind heute mit einem normalen PKW befahrbar, ein Allradfahrzeug zeigt jedoch den besseren Nutzen. Die grössere Bodenfreiheit bietet mehr Sicherheit, v.a. aber bei Tierbeobachtungen spielt der 4x4 seinen Trumpf aus.
Das Steuern eines Mietwagens in Namibia erfordert ein Mindestalter von 21 Jahren und einen internationalen Führerschein. Bitte erkundigt euch bei der entsprechenden Stelle in eurem Heimatkanton! (Der TCS wartet mit weiteren Daten auf.) Der besagte internationale stellt zwar nur eine Übersetzung des gängigen Führerausweises dar, er kann aber auch bei Verkehrskontrollen äusserst nützlich sein. Kaum zu glauben, aber für ein Land mit nur 2.1 Millionen Einwohnern werden die Fahrerlizenzen relativ häufig begutachtet und die hiesige Polizei schlägt ihre Zelte überall auf.

Verkehr:

Aufgrund der Geschichte von Namibia herrscht Linksverkehr! Abgesehen von den grösseren Ortschaften ist das Verkehrsaufkommen jedoch mässig, was die Angewöhnung erleichtern dürfte. Ein paar Dinge gilt es zu beachten: Auf Schnellstrassen (B oder Nationalstrassen) beträgt die Höchstgeschwindigkeit 120 Km/h; 100 Km/h sind aufgrund des manchmal auftretenden Windes oft genug. Sonst (Schotterpisten) dürfen maximal 80 Km/h gefahren werden, was aber ebenfalls zu schnell sein kann, wenn man ins Schleudern gerät. Deshalb tun es auch 60 - 70 Km/h. In Namibia verteilen sich die Tiere in den Weiten des Landes, was nicht in vielen Regionen der Erde noch vorkommt. Entsprechend stark ist dafür der Wildwechsel. Fahrer und Beifahrer sollten immer beide Strassenseiten im Blickfeld haben. Das Fahren bei Nacht würde ich gänzlich unterlassen. Das Unfallrisiko ist schlicht zu hoch. In bewohnten Gebieten gilt, falls nichts anderes signalisiert wird, eine Limite von 60 Km/h.
Im Grunde verhält es sich wie überall: Wer sich den Strassenverhältnissen anpasst, verringert die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls. Dies ist vor allem auf den "Gravel roads" zu berücksichtigen. Sie sind zwar im Gegensatz zu Schweizer Strassen sehr breit, doch fallen sie meist gegen die Ränder hin ab. Gerät der unerfahrene Fahrer nun in einen solchen Graben und reist das Steuer abrupt in Richtung Fahrbahn herum, so dreht sich das Gefährt aufgrund der Fliehkraft um seine eigene Achse. Im Fall der Fälle: Geradeaus weiterfahren, vorsichtig bremsen und erst dann korrigieren.

Kulinarisches:

Vegetarier haben es schwer in Namibia. Fleisch steht in allen Variationen auf der Speisekarte. Deutsche Gerichte und Zutaten wie Eisbein, Schnitzel und Sauerkraut verschwinden zwar allmählich, doch werden sie prompt durch die italienische oder die chinesische Küche ersetzt.
Was Namibia meiner Meinung nach ausmacht, ist die ausgezeichnete Fleischqualität. Dies trifft nicht nur auf Rind-, Schweine- und Lammfleischerzeugnisse zu, sondern auch auf das einheimische Wild. Steaks oder Ragout von Springbock, Kudu, Oryxantilope oder Zebra lassen jeden Fleischliebhaber im siebten Himmel schweben. Wer bereits Südafrika besucht hat, schätzt sicherlich auch das in Namibia bekannte "Biltong". Das getrocknete und gewürzte Fleisch stammt meist vom Rind oder einer Antilope und dient als proteinreicher Snack für Zwischendurch.
Freunde von gutem Fisch müssen an die Küste vordringen. In den Städten Lüderitz, Swakopmund und Walvis Bay kriegt der Gast den Tagesfang serviert. Nebst Fischen wie Kabeljau und Seezunge, gibt es auch Meeresfrüchte wie Muscheln und Austern. Ein typisch namibisches Gericht heisst "Milipap" und besteht aus Maisbrei. Das Nationalgericht wird in den diversen Landesteilen mit unterschiedlichen Beilagen genossen.
Einige Spezialitäten der ehemaligen Kolonialmacht sind geblieben, so zum Beispiel Torten- und Brotvariationen. Ach ja, in Namibia wird Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Die Hellen wie Windhoek Lager und Tafel Lager schmecken exzellent und auch das Camelthorn Weizen mundet. Manchmal - je nach Jahreszeit - produziert die NBL (Namibian Breweries Ltd.) sogar Spezialeditionen wie das Urbock.
Die Preise in den Restaurants sind markant niedriger als diejenigen in der Schweiz. Selbst in guten Lokalen kostet ein Dreigangmenü daher etwa 3-5-mal weniger, verglichen mit unserem Niveau. Ein grösseres Angebot an Gasthäusern findet ihr aber nur in den bevölkerungsreicheren Siedlungen. Unterwegs wird in den Lodges diniert, wobei das Essen auch dort meist vorzüglich ist.

Geld:

Offizielle Währung ist der Namibische Dollar (1N$ = 100 Cents), welcher eins zu eins an den Südafrikanischen Rand gekoppelt ist. Das heisst, auch der Rand wird als Zahlungsmittel überall akzeptiert. Aber Achtung! Umgekehrt kann man den Namibischen Dollar im südlichen Nachbarland nicht verwenden.
Bares braucht der Reisende vorwiegend zum Tanken, für die Zwischenverpflegung, Trinkgelder und kleine Souvenirs. Da bei der Mehrheit der Tankstellen der ausstehende Betrag immer noch bar beglichen werden muss, solltet ihr also Flüssiges auf euch tragen. Dieses erhaltet ihr wiederum an Geldautomaten in den Städten. EC-Karten (Maestro), Master Card und Visa sind weit verbreitet, doch nicht jede ATM schluckt jeden Kartentyp (Geld - Namibia Wiki). Die Maestro-Karte wird zudem ausserhalb Europas limitiert, d.h. eure aktuellen Limits werden automatisch heruntergesetzt. Das Gleiche gilt u.U. für Kreditkarten. Fragt bei eurer Bank bzw. bei eurem Kreditkartenunternehmen nach und lasst die Karte freischalten! Normalerweise reizt niemand diese Grenze  aus. Im Krankheitsfall - der hoffentlich nicht eintrifft - muss jedoch oft eine Vorleistung erbracht werden.
Wie bei uns spucken die Bankomaten Noten nur bis zu einer bestimmten Summe aus. Aufgrund des Wechselkurses liegt diese Beschränkung wesentlich tiefer, so ist umgerechnet bei ca. CHF 400 Schluss.

Gesundheit:

In Namibia kommt es darauf an, wohin man reist und für wie lange. Seit ihr nur zwei bis drei Wochen im Land, werden lediglich Impfungen gegen Hepatitis A, Typhus und Tollwut empfohlen. Bei einem längeren Aufenthalt komplettiert Hepatitis B das Portfolio. Als Malaria-Gebiet gilt der Norden, inklusive Ethosha-Pfanne, und insbesondere der Caprivi-Streifen. Den besten Schutz bietet eine Expositionsprophylaxe: Lange Hosen, Moskitonetz und insektenabweisende Mittel. (Ostschweizer Infostelle für Reisemedizin) Wie erwähnt: vorgeschrieben wird nichts, nur empfohlen. An dieser Stelle zitiere ich auch gerne den bekannten Werbehinweis: "Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker!"


Von jetzt an bis zum kommenden Sonntag schweigen die Tasten. Dann versuche ich wieder vor Ort zu berichten und euch Land und Leute näher zu bringen.