Montag, 29. August 2016

Namibia Tage 16-19: Ende eines Abenteuers

In der dritten Woche klang unser Abenteuer allmählich aus. Vom Mushara Bush Camp reisten wir zum Waterberg-Plateau, sozusagen eine Hochebene auf der Hochebene. Der Waterberg selber, wie auch der Klein Waterberg sind bekannte Wandergebiete in Namibia. Ihre Erhöhungen liegen bis zu 1900 m.ü.M. Leider war die Zeit etwas zu knapp bemessen für sportliche Aktivitäten, so liessen wir unsere Seelen denn am Pool baumeln. Für eine Nacht beherbergte uns die Waterberg Guest Farm, welche sich wiederum auf dem Gelände der aktiven Farm "Okosongomingo" befindet. Eine Farm in Namibia unterscheidet sich gewaltig zu einem Bauernhof in der Schweiz. Bei uns nennen die Landwirte - wenn es hoch kommt - ein paar Hektaren ihr Eigen, in Namibia rechnen die Farmer in tausenden Hektaren bzw. Quadratkilometer. Okosongomingo ist 42'000 Hektaren gross. Selbstverständlich wird davon nur ein winziger Teil direkt bewirtschaftet, vorwiegend für die Rinderzucht. Auf dem Rest des Landes grast das Wild.
Am vorletzten Tag fuhren wir über Okahandja zurück nach Windhoek. Okahandja ist deshalb zu erwähnen, weil es dort einen "Craft Market" gibt, also einen Strassenmarkt, wo von Hand gefertigte Tierfiguren, Masken uns sonstige Schnitzereien feil geboten werden. Die Mitbringsel lassen sich dort wesentlich günstiger erstehen als im Windhoeker Pendant - Feilschen ist jedoch Pflicht! Auch wenn der zu Beginn genannte Preis um 50% reduziert wird, freuen sich die Händler über jedes abgeschlossene Geschäft und jeden Besuch.  
Natürlich machten wir auch bei den Souvenirläden der Hauptstadt eine Stippvisite. Gemäss meinen Erwartungen lagen die Preise etwas höher als anderswo. Nichtsdestotrotz zeigen sich immer wieder originelle Einzelstücke, welche allemal sehens- evtl. sogar erstehenswert sind. 

Unser Fahrzeug schaffte die etwas mehr als 4000 Km ohne einen Platten! Nicht nur wir, auch die Serviceleute von Europcar schienen äusserst froh darüber zu sein. Der Rückflug verlief - bis auf ein paar Turbulenzen - ereignislos. Wohl auch, weil ich davon vier Stunden geschlafen habe. 

Nun beginnt der Ernst des Lebens wieder! Ich hoffe, ihr hattet Spass beim Lesen und unserer Reise zu folgen. Bis zum nächsten Mal!


Dienstag, 23. August 2016

Namibia Tage 14 und 15: Am grossen weissen Platz

Etosha, stammt aus dem  Oshivambo und bedeutet "grosser weisser Platz". Insgesamt durften wir volle zwei Tage im Gebiet um die Salzpfanne verbringen und erleben. Der Nationalpark ist ein einzigartiges Refugium für viele Säugetiere, Vögel  und weitere Spezies und gerade deshalb ausserordentlich gut für die Tierbeobachtung geeignet. 
Mittlerweile hat der Staat fünf Camps bzw. Lodges eröffnet und obwohl diese von NWR (Namibia Wildlife Resorts) geleitet werden, lohnt es sich eine Nacht im Park zu verbringen. Die Zimmer sind ganz in Ordnung; bei der Tischzuordnung beim Nachtessen herrscht manchmal Chaos, dafür findet  der Gast beleuchtete Wasserlöcher vor, die v.a. während des südlichen Winters, also in der Trockenzeit, unzählige Tiere anlocken. Von Kudus,  über Nashörner, bis hin zu Elefantenherden gibt es allerlei zu sehen. 
Elefanten am Wasserloch von Okaukuejo
Auch im Verlauf eines Tages zeigen sich viele Wildtiere. Einen Löwen haben wir leider nur von Weitem erspäht, ungeeignet zum Fotografieren. Der wohl am schwierigsten zu entdeckende Bewohner von Etosha ist der Leopard. Hier hatten wir gar kein Glück. Trotzdem folgen nun ein paar Eindrücke, denn Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. 
Steppenzebra
Kudus





















Warzenschwein
Impala-Bock
























Ein Schelm ist, wer nun denkt, dass die Tiere wie im Zoo zur Schau gestellt werden. Die Fläche des Etosha-Nationalparks beträgt ca. 22ˋ000 Quadratkilometer. Er bedeckt dementsprechend die Hälfte der Schweiz und das Beobachten benötigt Zeit und Geduld.
Die privat geführten Lodges liegen gänzlich ausserhalb des Parkes, trotzdem sind sie oft nicht mehr als zehn Kilometer von einem Gate entfernt. Von hier ist es einen Katzensprung in das Naturschutzgebiet und der Reisende geniesst zusätzlich mehr Komfort. 

Montag, 22. August 2016

Namibia Tage 11-13: Alte Kunst an der Zweifelsquelle

Der Weg Richtung Norden führt entlang der Skelettküste und vorbei am Brandbergmassiv. Oft hängt dichter Nebel am Ufer, welcher den Seefahrern seit Jahrhunderten die Navigation erschwert. Viele Schiffswracks säumen den Strand, doch die Skeleton Coast ist lang und man kann leider nur einen der zurückgelassenen Kähne auf der Strassse nach Henties Bay anschauen. Weiter nördlich gibt es noch mehr. 
Ansonsten zeigt sich die Route bis Twyfelfontein als wenig attraktiv mit verbesserungswürdingen Strassenabschnitten. Ein guter Beobachter findet aber in jeder Vegetation ein paar Tiere.
Klippschliefer
Der Klippschliefer ist im gesamten südlichen Afrika verbreitet und einer der nächsten Verwandten des Afrikanischen Elefanten.
Die Quelle Twyfelfontien erhielt ihren Namen aufgrund ihrer Unregelmässigkeit Wasser zu spenden. Trotzdem liess sich in den 40er Jahren ein Deutscher mit jüdischen Wurzeln dort nieder und kaufte das umliegende Land für seine Farm. Kurze Zeit später wurden die historischen Felsmalereien der Buschmänner in besagtem Gebiet entdeckt. Der Farmer musste sein Grundstück dem Staat wieder verkaufen und zog weiter.
Die Gravuren stellen eine Überlieferung der frühen Kulturen in Namibia über mehrere Jahrtausende dar. So haben Forscher das Alter der Zeichnungen auf 2000 - 6000 Jahre datiert.
Die Buschmänner brauchten die Malereien für vielerlei Zwecke. Sie zeigten den Jägern, wo es welches Wild gab und wo eine Wasserquelle existierte. Die obige Abbildung legt zudem nahe, dass auch schamanische Riten üblich gewesen sein mussten.
Weibliche Namibische Fels-Agame
Fels-Agamen lieben die warmen, rötlichen Steine rund um Twyfelfontein. Das Männchen dieser Art ist deutlich grösser, besitzt eine dunkelblau-violette Rückenpartie und einen orangen Kopf und Schwanz.
Logiert haben wir übrigens in der Twyfelfontein Country Lodge. Die Unterkunft liegt zwar wunderschön, beim Essen macht sich jedoch das Syndrom des Massentourismus bemerkbar. Leider gibt es in dieser Region keine wirklichen Alternativen.
Nachtrag Übernachtung in Swakopmund: Swakopmund Guesthouse (sehr zu empfehlen!).

Mittwoch, 17. August 2016

Namibia Tage 8-10: Durch die Wüste

Vom Küstenort Lüderitz bzw. von Aus rollte unser Ford Ranger in Fahrtrichtung Norden. Zur Mittagszeit kamen wir am Duwisib Castle vorbei. Eine Burg, die mitten im Nirgendwo steht. Der deutsche Offizier Hans-Heinrich von Wolf beaufragte den Architekten Sanders anno dazumal diesen Bau zu entwerfen. Finanziert wurde das Ganze von Wolfs Frau, einer reichen Amerikanerin. 
Gegen Abend traf unsere kleine Gruppe in der Desert Homestead Lodge ein. Dieses Kleinod liegt nur 30Km vom Unesco Weltkulturerbe Namib Sand Sea entfernt. Es lohnt sich eine nahe gelegene Unterkunft zu suchen, denn wer bei Sesriem in den Namib-Naukluft Park möchte, der sollte dies am frühen Morgen tun, wenn der Sand noch kalt ist. Auf der asphaltierten Piste gilt zwar eine Maximalgeschwindigkeit von 60Km/h, mit der man aber sogar von Reisebussen überholt wird. Nach 45 Kilometern tauchte linkerhand die Düne 45 auf. Dieses 170 Meter hohe Sandgebilde lässt sich besteigen, was wiederum recht anstrengend ist - getreu nach dem Motto: Zwei Schritte vorwärts, einer zurück. 
Dune 45 von unten
Nach kurzer Weiterfahrt parkierte ich unser Fahrzeug auf dem allgemeinen Parkplatz, 5 Kilometer vor Sossusvlei. Die etwas Mutigeren fahren hier weiter über eine, zum Teil tiefe Sandstrecke und bleiben des Öfteren stecken.  Es gab sogar solche mit SUVs, geradezu lächerlich! Sossusvlei ist eigentlich eine Oase, denn das Wasser des Tsauchab dringt bis an diesen Ort vor. In der Trockenzeit stellt das Deadvlei den wesentlich beeindruckenderen Platz dar. Wie Sossusvlei war das Deadvlei eine vom Tsauchab mit Wasser versorgte Oase. Die Dünen verhinderten aber ein weiteres Vordringen des Flusses, der Ort trocknete aus und die Bäume wurden von der Sonne richtiggehend verkohlt.

Nach unserem Besuch in den roten Dünen der Namib fuhren wir zur Namib Desert Lodge (Gondwana Collection). Die darauffolgenden Route brachte uns über eine hügelige Landschaft an die Küstenorte Walvis Bay und Swakopmund. Vor allem Swakopmund ist spürbar eine deutsche Stadt. Es gibt hier unzählige Kolonialbauten nach kaiserlicher Vorstellung, zudem findet hier ein Oktoberfest statt und es gibt auch einen Karneval. Von Swakopmund bzw. Walvis Bay können Touristen diverse Ausflüge unternehmen. Als Beispiele sollen die Katamaran Touren in Walvis Bay und die "Living Desert Tours" in Swakopmund dienen. Spätestens jetzt erfährt man, dass die Wüste lebt. Nachfolgend findet ihr ein paar Eindrücke.
Palmato Gecko
Tanzende weisse Lady





Dienstag, 16. August 2016

Namibia Tage 4-7: Vom Fischfluss und Diamantengräbern

Hallo Freunde der Nacht! Nach etlichen Tagen empfange ich wieder ein stabiles Signal. Zwar gab es meistens WIFI, die Leistung war jedoch derart schwach, dass ich mich gezwungen sah ein paar Reiseabschnitte zusammen zu fassen. 
Egal, zurück zum Geschäft! Von Tag drei auf den vierten übernachteten wir in Keetmanshoop in der Pension Gesserts. Diese rühmt sich das beste Frühstück in Namibia zu offerieren und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. Ob es das beste Morgenessen war, kann ich nicht behaupten, sicher aber das speziellste und v.a. familiärste. 
Die Reise führte uns weiter in den Süden zur Cañon Lodge. Eine  wunderschöne, in den Fels integrierte Anlage. Etwa 20 Kilometer westlich befindet sich der "Fish River" Canyon, seines Zeichens der zweitgrösste auf unserem Planeten.
Über Jahrmillionen hat sich der Fischfluss durch das Gestein gefräst, wobei ein Teil des Untergrunds zusätzlich noch eingebrochen ist. Das Alter der aktuellen Schicht, durch die Wasser fliesst, beträgt 1.5 Milliarden Jahre.
Habt ihr schon einmal einer Oryxantilope ins Antlitz geschaut? Das sieht dann etwa so aus:

Der so genannte Gemsbock ist das Nationaltier Namibias und wird deshalb vorzugsweise verspiesen.
Nach dem Canyon machten wir uns auf in Richtung Aus. Im Dorf mit seinen 700 Einwohnern befand sich während dem ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager. Die südafrikanischen Soldaten quartierten dort die Besatzung der übrig gebliebenen deutschen Schutztruppe ein.
Wesentlich interessanter ist aber ein Besuch von Kolmanskop, der ehemaligen Diamantengräberstadt. Unzählige Glücksritter versuchten hier von 1908 die wertvollen Steine zu gewinnen. Zeitweise lebten bis zu 400 Personen in der Siedlung, auch Spezialisten aus Deutschland. Diesen versuchte man das Leben so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Aus diesem Grund entstanden herrschaftliche Häuser. Bereits 1956 zogen die letzten Bewohner aus. Auf der Kolmannskuppe wurden weniger Diamanten geschürft als in anderen Gebieten. Die meisten Glitzersteine bergen die Diamantengesellschaften im Delta des Oranje. Heutzutage sind die Bauten in Kolmanskop zunehmend der Witterung ausgesetzt.
Übrigens haben wir wieder in einer Unterkunft der Gondwana Collection übernachtet.

Mittwoch, 10. August 2016

Namibia Tag 3: Im Busch

Gestern habe ich etwas über die Baster berichtet, heute sind die San an der Reihe. Sie stellen ebenfalls eine der vielen Ethnien Namibias dar, wobei die Buschmänner sicherlich zur ursprünglichen Bevölkerung gezählt werden dürfen. In unserer Zeit leben nur noch wenige San in halbnomadischer Form, doch halten sie ihre Traditionen und Bräuche in Ehren. Aus diesem Grund ist die Teilnahme an einem "Bushmen Walk" immer ein interessantes Erlebnis und der aufmerksame Zuhörer lehrnt die eine oder andere Jagdtechnik und das Spurenlesen im  Busch kennen -  zum Beispiel warum mit Wasser gefüllte Strausseneier im Sand vergraben werden. Die Buschmänner fallen nicht nur durch ihre äussere Erscheinung auf (Lendenschürzchen), sondern vor allem wegen ihrer Sprache. Die Sätze werden mit unterschiedlich klingenden Klicklauten gespickt. Wer das nachahmen möchte, macht sich allerhöchstens zum Affen. Ähnliche Sprachen (Khoisan) sprechen auch die Damara und die Nama.

Nach dem gemütlichen Marsch, ein paar Tassen Kaffee und einem Besuch im SPAR - ja, den gibts auch in Namibia - fuhren wir weiter gen Süden. Nichts als Busch-  bzw. Grasland säumte die Strassen zu beiden Seiten, endlose Weiten taten sich auf. Viele Kilometer und Stunden später tauchten die ersten Köcherbäume am Horizont auf. Diese kurios aussehende Pflanze gehört zu den Aloen und wächst normalerweise alleine stehend. Wir erhielten die Gelegenheit einen ganzen Wald während dem Sonnenuntergang abzulichten.

Montag, 8. August 2016

Namibia Tag 2: Wind der Kalahari

So ein Ford Ranger ist einfach ein Ungetüm von Fahrzeug. Im Kofferaum hätte unser Gepäck zweimal platz, weshalb wir uns entschieden haben den freien Raum mit einer Kühlbox zu besetzen. 
Dank Navigationsgerät kurvten wir halbwegs unbeschadet zu einem Einkaufszentrum - notabene im Linksverkehr - und deckten uns mit dem Wichtigsten wie Wasser, Kühlelemente etc. ein. Kühlboxen scheint es hier wie Sand in der Namib zu geben... 
Nach dem Plündern des Bankomaten ging es in 50 Minuten nach Rehoboth. An und für sich ist die 28.000 Seelen Gemeinde nicht wirklich interessant, ausser der Reisende steht auf Gotteshäuser. Von denen gibt es gleich dutzende. Rehoboth stellt aber auch den Hauptsitz der so genannten Baster dar. Dieses rüde Wort stammt aus dem Afrikaans und bedeutet nichts anderes als Bastard. Die Baster sind nähmlich seit Generationen die Nachkommen von den holländischen Buren und Khoisan Frauen. Trotz dieser speziellen Vergangenheit und ihrer Minderheit besitzen die Rehobother Baster durchaus politisches Gewicht. 
Knapp drei Stunden später - und einem Zwischenstopp in Kalkrand - kam unsere Gruppe in der Kalahari an, genauer in der Bagatelle Kalahari Game Ranch. Wie in der Namib färbt Eisenoxid auch die Dünen der Kalahari rot. Hier wandern diese aber nicht mehr und Experten zählen die Kgalagadi, wie sie ebenso genannt wird, "nur" zu den Halbwüsten bzw. zu den Savannen. Tatsächlich regnet es hier häufiger als in der Namib. 
Am Abend durften wir an einem aussergewöhnlichem Schauspiel teil haben, einer Gepardenfütterung. Neben der Lodge liegt ein weitläufig abgesperrtes Areal, welches als Auffangbecken für Waisen fungiert. Obwohl Fleisch bereit stand, liessen sich die grazilen Tiere zuerst nicht blicken. Doch pötzlich war er da, der Wind der Kalahari, das schnellste landlebende Tier auf Erden. Der Wind blies aber heute gemächlich. In aller Gemütlichkeit trottete der schlanke Körper auf uns zu; perfekt um ein paar Fotos zu knipsen. 


Nach dem gepardischen Festschmaus genehmigten auch wir uns einen "Sundowner", gleich neben dem riesigen Nest der Webervögel. Solch ein Konstrukt kann mehrere hundert dieser Piepmatze beherbergen.
Nun muss ich meinen Posten verlassen. Es wird kalt in der Kalahari. Bis zum nächsten Mal!

Namibia Tag 1: Windhoek

Standort: Hosea Kutako International Airport; Zeit: 05:30; Temperatur: ca. 7°C. Nach sanfter Landung sind wir im "harten" Winter angekommen. Bis anhin hatte alles reibungslos funktioniert, auch das Gepäck fand den Weg nach Südwestafrika. Dann plötzlich die ersten Probleme: Am Europcarstand war unser 4WD-Fahrzeug noch nicht bereit. Wir erhielten natürlich einen Ersatzwagen, aber ein SUV ist kein 4x4! Nichtsdestotrotz beförderte uns der Nissan X-Trail in das Hauptquartier von Europcar,  wo uns das obligate Sicherheitsvideo abgespielt wurde. Einen kurzen  Moment später und nach Anfahren im dritten Gang nahm unsere Gemeinschaft den Weg nach Windhoek unter die Räder.
Die Hauptstadt Namibia gehört sicher nicht zu meinen Favoriten, was die Schönheit anbelangt, doch hat sie durchaus einzelne Sehenswürdigkeiten vorzuweisen. Zu den wichtigsten zählt die Christuskirche - Weihung 1910 - deren Glasfenster von Kaiser Willhelm II. gespendet wurden.
Christuskirche
Der Tintenpalast erhielt seinen Namen von der spottenden Bevölkerung, welche dem Amtsschimmel des Prachtbaus eher abgeneigt gegenüber stand. Das älteste Gebäude des Verwaltungszentrums ist die alte Feste. Sie wurde bis zum Einfall  der südafrikanischen Truppen 1915 als solche genutzt. Insgesamt sind noch viele Bauten und Strassennamen aus der deutschen Kolonialzeit zu finden, auch wenn die Bezeichnungen der Hauptverkehrsachsen in der Zwischenzeit die Namen von aktuelleren Würdenträgern erhalten haben. Falls man Windhoek einmal von oben sehen möchte, so eignet sich der Aloe-Trail dazu hervorragend. Diese kurze Wanderroute fürt vom Stadtteil Klein-Windhoek bis zum Wasserturm. Von dort kann die Stadt, sowie die umliegende, hügelige Landschaft aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet werden. Da das Quecksilber tagsüber auch in der kalten Jahreszeit auf 25°C ansteigt und Windhoek auf fast 1700 m. ü. M. liegt, löst ein solch kleiner Fussmarsch oft einen gewissen Durst aus, welcher wiederum in den zahlreichen Restaurants und Kaffees gelöscht werden kann. Zwei davon möchte ich hervorheben: Das Kaffee zum Park (Cafe Balalaika), das mit günstigen Preisen und einer gemütlichen Atmosphäre lockt und das Restaurant Gatheman, in welchem am Nachmittag oft frische Kuchen und Torten im Angebot stehen. Am Abend wird das Ganze zu einem Restaurant umfunktioniert. Eine wahre kulinarische Institution und im gesamten südlichen Afrika bekannt ist Joe's Beerhouse. Wer einmal in Windhoek nächtigt, sollte diesem Lokal unbedingt einen Besuch abstatten. Eine üppige Speisekarte lässt für das Dinner keine Wünsche übrig. Noch viel interessanter als Speis und Trank ist jedoch das Ambiente. Man sagt, dass sich schon Touristen in diesem Restaurant verirrt haben sollen. Eines weiss ich bestimmt: Nach nur einem Abend hat kein Gast jemals alles entdecken können. Denn Joe hat über Jahre hinweg Kleinode wie Transistorradios, Antilopengeweihe und Sauerkrautdosen gesammelt. Zudem erhält jede verbrauchte Flasche Jägermeister ihr eigenes Plätzchen.
Ach ja, übernachtet haben wir übrigens im Utopia Boutique Hotel und unser 4x4 Fahrzeug  wurde nachgeliefert (Ford Ranger 2.2 Double Cabin). Also war alles wieder im Lot. 
Hier noch ein Foto eines Graulärmvogels, dessen schnarrenden, blöckenden Rufe an alles erinnern, nur nicht an einen Vogel.
Graulärmvogel

Freitag, 29. Juli 2016

Namibia: Reisevorbereitungen

Prolog:

Neues Jahr, neues Glück oder eben eine neue Reise!
Nun ist bereits eine Weile seit unserem Abenteuer in Island vergangen. (Bericht unter dem Island-Reiter) Tatsächlich hatte ich bereits vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen eines anderen Unterfangens begonnen: Namibia! Zugegeben, ich besuchte das Land bereits 2011, doch wollte ich unbedingt als Selbstfahrer zurückkehren. Da schob sich prompt dieses wirsche und doch so faszinierende Eiland aus dem Norden, das nach der EM als Reisedestination umso beliebter scheint, mit ihren sympathischen Bewohnern dazwischen. Vermissen möchte ich es nicht!
Aber zurück zum Thema: Dieses Mal berichte ich ab dem 7. August - wenn es das "WiFi" zulässt - aus der Wüste bzw. Steppe. Wie gewohnt, möchte ich aber zuerst einige interessante Informationen teilen, u.a. wieso es fast zwei Jahre der Planung in Anspruch genommen hat.

Planung:

Zwei Jahre?! Ja, das hört sich nach unverschämt viel an. Es ist auch nicht so, dass ich permanent daran gearbeitet hätte, dennoch gibt es gute Gründe ein solches Vorhaben frühzeitig zu arrangieren. Beginnt man nämlich erst ein Jahr im Voraus und sucht sich dann die schönen Unterkünfte heraus, kann es passieren, dass diese bereits ausgebucht sind. Um ehrlich zu sein, in der Regenzeit (November bis März) funktioniert dies wahrscheinlich noch, nicht so aber von Mai bis September. Wenn ihr im Juli oder August nach Namibia reisen wollt, dann solltet ihr vorausschauend handeln. Zu dieser Zeit sind nicht nur in Deutschland Schulferien, auch die Südafrikaner strömen in Scharen in das Land der Namib. Dementsprechend belegt sind die tollen Hotels und Lodges.
An diesem Punkt muss ein jeder sich auch über die Art des Reisens entscheiden. In der Schweiz und in Deutschland existieren zahlreiche Anbieter von Pauschalreisen. Von der geführten Tour, über das Selbstfahrerangebot, bis hin zur Flugsafari bieten die Veranstalter eine Fülle an Möglichkeiten. Eventuell ist es gar keine schlechte Idee, sich beim ersten Mal im Land von einem Guide herumführen zu lassen, um dabei Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.
Nach meinem letzten Trip bin ich jedoch zur Überzeugung gelangt, dass Namibia ein hervorragendes Selbstfahrerland ist, weshalb ich in den nachfolgenden Zeilen auch auf diese Variante eingehe.

Zeit und Ort

Namibia besitzt die 2.3-fache Fläche von Deutschland. Der Faktor Zeit beruht somit auf der Routenwahl. Wer das komplette Land befahren möchte, benötigt dafür mindestens vier Wochen. Deshalb wählen die meisten Leute entweder den nördlichen oder den südlichen Teil der Republik aus. Das Zentrum lässt sich jeweils mit beiden Optionen verbinden. Für den Süden, inklusive Zentral-Namibia und Ethosha Nationalpark, empfehle ich drei Wochen einzurechnen, für das Zentrum und den Norden (ohne Caprivi-Zipfel) reichen deren zwei. Achtet beim Entwerfen eurer Pläne unbedingt auf die Fahrkilometer! Natürlich zwingen die Dimensionen des Staates einen zu längeren Etappen, aber ich glaube, niemand möchte die prächtige Landschaft acht Stunden lang vom Auto aus geniessen. Maximal 300 Kilometer pro Tag genügen völlig.

Route und Unterkünfte

Im Internet zu recherchieren lohnt sich. Diese zwei Homepages haben mir persönlich beim Organisieren sehr geholfen: Namibia Reiseführer und Portal und Info-Namibia. Auch die Seite des "Namibia-Tourism Board" Namibia Tourismus ist einen Blick wert. Auf den genannten Online-Plattformen findet der Suchende Sehenswürdigkeiten und jeweils die passende Lodge dazu und im Namibia-Forum beantworten erfahrene Reisende die Fragen von Neulingen und Neugierigen.
Zu Hause erfolgt die Routenplanung oft mit Google-Maps. Vor Ort zeigt sich aber eine gute Strassenkarte als unabdingbar - auch ein Navi ersetzt diese nicht ganz. Mit Abstand die beste in ihrer Kategorie ist die Karte von tracks4africa, zu bestellen unter: Tracks4Africa. Sie hat mich durch ihre Robustheit überzeugt. Zudem werden an allen Strecken die Reisezeiten angegeben und die Strassen werden regelmässig von der Tracks4Africa Community abgefahren.
Viele Lodges stellen auch Campingplätze zur Verfügung. Wer Natur pur sucht und den Geldbeutel schonen will, dem bietet sich auch hier eine passable Alternative. 
Nach der gesamten Planung habe ich meine Vorschläge - Auto, Route und Übernachtungsmöglichkeiten - den Profis von Karawane Reisen unterbreitet, weil mir der administrative Aufwand, alle Lodges einzeln anzuschreiben, einfach zu gross gewesen wäre. Die Spezialisten konnten fast alle Wünsche berücksichtigen und haben ansonsten immer für adäquaten Ersatz gesorgt.

Anreise:

Für die Hin- bzw. Rückreise von der Schweiz bestehen im Grunde zwei Routen. Die eine startet in Frankfurt, von wo man anschliessend mit Air Namibia per Direktflug nach Windhoek gelangt und die zweite führt von Zürich (Kloten) über Johannesburg (SA) mit Swiss ebenfalls in die Hauptstadt Namibias. Über den Unterschied bezüglich des Komforts der beiden Fluggesellschaften kann ich nichts sagen. Wenn Frankfurt nahe genug liegt (in knapp 3h ab Basel per ICE erreichbar), reduziert sich die Reisezeit um zwei Stunden gegenüber der Variante mit Swiss, zusätzlich wird das Portemonnaie nicht überstrapaziert. Swiss nimmt es von den Lebenden und verlangt für beide Wege 500 - 600 Franken mehr pro Passagier.
Das Freigepäckgewicht beträgt 23kg und darüber hinaus darf jeder Fluggast 8kg Handgepäck mitnehmen (gilt für Economy).

Mietwagen:

Am internationalen Flughafen sind fast alle bekannten Mietwagenagenturen wie Avis, Hertz und Europcar vertreten. In der Hochsaison empfiehlt es sich trotzdem das gewünschte Fahrzeug im Voraus zu buchen. Da Karawane Reisen unsere Buchung erledigte, bekamen wir ein 4x4 Fahrzeug von Europcar zugewiesen. In der Stadt Windhoek preisen auch lokale Vermieter, welche z.T. einen sehr guten Ruf geniessen, ihre Wagen an. An der Diskussion, wer nun den besseren Service bietet, lokal oder global, scheiden sich die Geister. Wie immer gibt es Vor- und Nachteile. Die kleineren Anbieter besitzen keinen Stand am Airport, stattdessen holen sie den Kunden ab. Die grossen sind zwar vor Ort, dafür wird oft ein ungenügender Dienst bei Problemen bemängelt. Wir werden sehen. In Island gab es an Europcar nichts zu kritisieren. Egal von welcher Firma ihr euer Mobil entgegen nehmt, kontrolliert die Reifen, das Vorhandensein eines Wagenhebers und das Gefährt auf allgemeine Fahrtüchtigkeit (Elektronik etc.)!
Viele Teile des Landes sind heute mit einem normalen PKW befahrbar, ein Allradfahrzeug zeigt jedoch den besseren Nutzen. Die grössere Bodenfreiheit bietet mehr Sicherheit, v.a. aber bei Tierbeobachtungen spielt der 4x4 seinen Trumpf aus.
Das Steuern eines Mietwagens in Namibia erfordert ein Mindestalter von 21 Jahren und einen internationalen Führerschein. Bitte erkundigt euch bei der entsprechenden Stelle in eurem Heimatkanton! (Der TCS wartet mit weiteren Daten auf.) Der besagte internationale stellt zwar nur eine Übersetzung des gängigen Führerausweises dar, er kann aber auch bei Verkehrskontrollen äusserst nützlich sein. Kaum zu glauben, aber für ein Land mit nur 2.1 Millionen Einwohnern werden die Fahrerlizenzen relativ häufig begutachtet und die hiesige Polizei schlägt ihre Zelte überall auf.

Verkehr:

Aufgrund der Geschichte von Namibia herrscht Linksverkehr! Abgesehen von den grösseren Ortschaften ist das Verkehrsaufkommen jedoch mässig, was die Angewöhnung erleichtern dürfte. Ein paar Dinge gilt es zu beachten: Auf Schnellstrassen (B oder Nationalstrassen) beträgt die Höchstgeschwindigkeit 120 Km/h; 100 Km/h sind aufgrund des manchmal auftretenden Windes oft genug. Sonst (Schotterpisten) dürfen maximal 80 Km/h gefahren werden, was aber ebenfalls zu schnell sein kann, wenn man ins Schleudern gerät. Deshalb tun es auch 60 - 70 Km/h. In Namibia verteilen sich die Tiere in den Weiten des Landes, was nicht in vielen Regionen der Erde noch vorkommt. Entsprechend stark ist dafür der Wildwechsel. Fahrer und Beifahrer sollten immer beide Strassenseiten im Blickfeld haben. Das Fahren bei Nacht würde ich gänzlich unterlassen. Das Unfallrisiko ist schlicht zu hoch. In bewohnten Gebieten gilt, falls nichts anderes signalisiert wird, eine Limite von 60 Km/h.
Im Grunde verhält es sich wie überall: Wer sich den Strassenverhältnissen anpasst, verringert die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls. Dies ist vor allem auf den "Gravel roads" zu berücksichtigen. Sie sind zwar im Gegensatz zu Schweizer Strassen sehr breit, doch fallen sie meist gegen die Ränder hin ab. Gerät der unerfahrene Fahrer nun in einen solchen Graben und reist das Steuer abrupt in Richtung Fahrbahn herum, so dreht sich das Gefährt aufgrund der Fliehkraft um seine eigene Achse. Im Fall der Fälle: Geradeaus weiterfahren, vorsichtig bremsen und erst dann korrigieren.

Kulinarisches:

Vegetarier haben es schwer in Namibia. Fleisch steht in allen Variationen auf der Speisekarte. Deutsche Gerichte und Zutaten wie Eisbein, Schnitzel und Sauerkraut verschwinden zwar allmählich, doch werden sie prompt durch die italienische oder die chinesische Küche ersetzt.
Was Namibia meiner Meinung nach ausmacht, ist die ausgezeichnete Fleischqualität. Dies trifft nicht nur auf Rind-, Schweine- und Lammfleischerzeugnisse zu, sondern auch auf das einheimische Wild. Steaks oder Ragout von Springbock, Kudu, Oryxantilope oder Zebra lassen jeden Fleischliebhaber im siebten Himmel schweben. Wer bereits Südafrika besucht hat, schätzt sicherlich auch das in Namibia bekannte "Biltong". Das getrocknete und gewürzte Fleisch stammt meist vom Rind oder einer Antilope und dient als proteinreicher Snack für Zwischendurch.
Freunde von gutem Fisch müssen an die Küste vordringen. In den Städten Lüderitz, Swakopmund und Walvis Bay kriegt der Gast den Tagesfang serviert. Nebst Fischen wie Kabeljau und Seezunge, gibt es auch Meeresfrüchte wie Muscheln und Austern. Ein typisch namibisches Gericht heisst "Milipap" und besteht aus Maisbrei. Das Nationalgericht wird in den diversen Landesteilen mit unterschiedlichen Beilagen genossen.
Einige Spezialitäten der ehemaligen Kolonialmacht sind geblieben, so zum Beispiel Torten- und Brotvariationen. Ach ja, in Namibia wird Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Die Hellen wie Windhoek Lager und Tafel Lager schmecken exzellent und auch das Camelthorn Weizen mundet. Manchmal - je nach Jahreszeit - produziert die NBL (Namibian Breweries Ltd.) sogar Spezialeditionen wie das Urbock.
Die Preise in den Restaurants sind markant niedriger als diejenigen in der Schweiz. Selbst in guten Lokalen kostet ein Dreigangmenü daher etwa 3-5-mal weniger, verglichen mit unserem Niveau. Ein grösseres Angebot an Gasthäusern findet ihr aber nur in den bevölkerungsreicheren Siedlungen. Unterwegs wird in den Lodges diniert, wobei das Essen auch dort meist vorzüglich ist.

Geld:

Offizielle Währung ist der Namibische Dollar (1N$ = 100 Cents), welcher eins zu eins an den Südafrikanischen Rand gekoppelt ist. Das heisst, auch der Rand wird als Zahlungsmittel überall akzeptiert. Aber Achtung! Umgekehrt kann man den Namibischen Dollar im südlichen Nachbarland nicht verwenden.
Bares braucht der Reisende vorwiegend zum Tanken, für die Zwischenverpflegung, Trinkgelder und kleine Souvenirs. Da bei der Mehrheit der Tankstellen der ausstehende Betrag immer noch bar beglichen werden muss, solltet ihr also Flüssiges auf euch tragen. Dieses erhaltet ihr wiederum an Geldautomaten in den Städten. EC-Karten (Maestro), Master Card und Visa sind weit verbreitet, doch nicht jede ATM schluckt jeden Kartentyp (Geld - Namibia Wiki). Die Maestro-Karte wird zudem ausserhalb Europas limitiert, d.h. eure aktuellen Limits werden automatisch heruntergesetzt. Das Gleiche gilt u.U. für Kreditkarten. Fragt bei eurer Bank bzw. bei eurem Kreditkartenunternehmen nach und lasst die Karte freischalten! Normalerweise reizt niemand diese Grenze  aus. Im Krankheitsfall - der hoffentlich nicht eintrifft - muss jedoch oft eine Vorleistung erbracht werden.
Wie bei uns spucken die Bankomaten Noten nur bis zu einer bestimmten Summe aus. Aufgrund des Wechselkurses liegt diese Beschränkung wesentlich tiefer, so ist umgerechnet bei ca. CHF 400 Schluss.

Gesundheit:

In Namibia kommt es darauf an, wohin man reist und für wie lange. Seit ihr nur zwei bis drei Wochen im Land, werden lediglich Impfungen gegen Hepatitis A, Typhus und Tollwut empfohlen. Bei einem längeren Aufenthalt komplettiert Hepatitis B das Portfolio. Als Malaria-Gebiet gilt der Norden, inklusive Ethosha-Pfanne, und insbesondere der Caprivi-Streifen. Den besten Schutz bietet eine Expositionsprophylaxe: Lange Hosen, Moskitonetz und insektenabweisende Mittel. (Ostschweizer Infostelle für Reisemedizin) Wie erwähnt: vorgeschrieben wird nichts, nur empfohlen. An dieser Stelle zitiere ich auch gerne den bekannten Werbehinweis: "Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker!"


Von jetzt an bis zum kommenden Sonntag schweigen die Tasten. Dann versuche ich wieder vor Ort zu berichten und euch Land und Leute näher zu bringen.